Bei dem Besuch im Rahmen der Fit für 2050 – Radtour für Klimaschutz und Fairen Handel habe ich einige Mitglieder des engagierten Teams des UNESCO Biosphärenpark und Regionalverband Salzburger Lungau nach ihrer Motivation gefragt, hier das Interview mit Markus Schaflechner:
(1) lieber Markus, wir kennen uns jetzt schon seit einigen Jahren, die Fairtade Gemeinden und die angehende Fairtade Region Lungau darf von Anfang an auf deine/eure Unterstützung bauen. Dafür ein ganz herzliches Danke! Euer gemeinsames Ziel im Biosphärenpark, ist die nachhaltige Entwicklung der Region, der Erhalt der Ursprünglichkeit und die ganzheitliche Entwicklung. Das ist ein großes Ziel, wofür eine ganze Region an einem Strang ziehen muss. Wie gelingt es dir/euch, die Menschen dafür zu gewinnen?
Das ist wahrlich nicht immer eine einfache Aufgabe, denn auf eine regionale- und vor allem nachhaltige Entwicklung einer Region wie unserer, wirken viele unterschiedliche Erwartungshaltungen. Welche noch durch die verschiedenen Meinungen hinsichtlich der Umsetzung bzw. der Erreichung von den jeweiligen Zielen betrifft, verstärkt wird. Aber ich glaube, darin liegt auch die größte Chance. Als UNESCO Biosphärenpark werden wir von den drei Leitzeielen ERHALTEN, ENTWICKELN und PARTIZIPIEREN begleitet und die Menschen im Lungau haben eine große Sensibilität für den Wert ihrer Heimat und tun auch sehr viel dafür, diesen wertvollen Lebens- und Wirtschaftsraum mit seiner einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten. Damit ist schon eine sehr gute Basis vorliegend, die durch die Unterstützung einer konstruktiven Kommunikation, viele Schnittstellen in der Region sichtbar macht und damit den Menschen auch greifbar vor Augen führt, dass wir grundsätzlich in vielen Dingen ein gleiches Verständnis für unsere gesamte Umwelt haben. Im Biosphärenparkmanagement fungieren wir somit oftmals als „Drehscheibe, Übersetzer, Vermittler und natürlich auch als Umsetzer. Der wertschätzende Dialog in alle Himmelsrichtungen spielt dabei eine zentrale Rolle, denn als Regionalentwickler agieren wir oftmals lateral.
(2) Weltweit sind Kleinbauern:innen für die Ernährung der Weltbevölkerung wesentlich. Gleichzeitig gehören diese Menschen zu den ärmsten der Armen, vor allem in den Ländern ded Globalen Südens. Fairtrade setzt sich für den Erhalt der kleinbäuerlichen Strukturen ein. Faire Bezahlung ist dafür einer der Schlüssel. Wie sieht du die Situation im Lungau, der ebenfalls von der Vielschichtigkeit der kleinbäuerlichen Wirtschaftens geprägt ist?
Albert Einstein hat einmal sinngemäß gemeint: „Wenn du etwas mit einfachen Worten nicht erklären kannst, dann hast du es nicht verstanden…“ Diesen Worten Glauben schenkend könnte man weiter ausführen, wenn ich etwas für mich nicht verstehe, nicht in meine Sprache bzw. Lebenswelt übersetzen kann, warum sollte ich mich dann intensiver damit auseinandersetzen. Ich finde „Fairtrade“ geht uns alle an und es beginnt auch direkt von der Haustür jedes einzelnen. Das versuchen wir im Biosphärenpark auch ganz stark zu kommunizieren. Manchmal ist der Bauer in Mexiko emotional zu weit weg, doch mein Nachbar, der vielleicht Lebensmittel produziert und wo unserer Kinder ggf. noch gemeinsam in die Schule gehen, der ist mir nah. Über die Produktion und den Wert dieser heimischen Lebensmittel lässt sich dann auch leichter die Brücke nach „Mexiko“ schlagen. Diese Zusammenhänge entdecke ich oft in den jeweiligen Gesprächen zu diesem Thema und dann auch die dabei entstehe Solidarität, die über tausende von Kilometer auf plötzlich unerklärbare Weise entsteht.
(3) Ich erlebe dich als Menschen, der auf Menschen zugeht und zuhört. Der Lungau hat ca. 21.000 Ei wohner. Mit wie vielen hast du schätzungsweise noch nicht persönlich gesprochen 😉
(…lacht) Das ist eine schwierige Frage, die ich mit einer Zahl nicht beantworten kann, aber vielleicht mit der Entwicklung in den letzten 6 Jahren. Ich habe 2015 die Verantwortung für den UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau übernehmen dürfen. Und das erste Jahr war wirklich herausfordernd. Nicht nur weil ich alleine für dieses wichtige Thema in der gesamten Region zuständig war, sondern es bereits eine dreijährige Vorgeschichte dazu gab. Der Lungau wurde bekanntlich 2012 gemeinsam mit den Kärntner Nockberge zum UNESCO Biosphärenpark ausgezeichnet. Viele meiner Begegnungen in der Anfangszeit waren von Enttäuschungen aus der Vergangenheit begleitet und somit auch von Skepsis umgeben, was den Biosphärenpark betrifft.
Oftmals stellte sich dann bei den Gesprächen heraus, dass diese Enttäuschungen aus nicht erfüllten Erwartungshaltungen stammten, wobei diese im Detail sehr oft unklar waren. Für einige war der Biosphärenpark bzw. die Auszeichnung dazu eine Art „Eierlegende Wollmilchsau“ was er natürlich nicht ist. „Biosphäre“ könnte man frei übersetzen als „Lebensraum“ und eine UNESCO Biosphärenpark ist eine sehr hohe Auszeichnung der Vereinten Nationen für unseren Lebensraum, für unsere Biosphäre Lungau. Aber noch mehr ist ein UNESCO Biosphärenpark ein Auftrag für die Zukunft, intelligente Lösungen und Wege für die hier lebenden Menschen und ihrer Umwelt zu finden bzw. zu gehen.
Um auf deine Ursprungsfrage zurückzukomme glaube ich, dass sich in den letzten 6 Jahren im Lungau einiges im Sinne unseres Biosphärenparks getan hat und die weitere Entwicklung dazu mich sehr positiv stimmt. Somit könnte ich sagen, dass ich bei weitem noch nicht mit allen gesprochen habe, aber doch einige schon begeistern konnte, gemeinsam diesen nachhaltigen Weg zu gehen. Außerdem ist das Biosphärenparkmanagement eine Lebensaufgabe und somit bleiben mir hoffentlich noch viele Jahre, um diese interessanten Gespräche (mit allen im Lungau 😊) führen zu dürfen.

Tel.: +43 6472 7740 33
markus.schaflechner@lungau.org
https://www.biosphaerenpark.eu/regionalverband/team-kontakt/
KLIMA- & ENERGIEMODELLREGION LUNGAU
